Rassismus Definition

Die Wissenschaft hat gleich mehrere Definitionen für den Begriff Rassismus parat. Diese variieren je nach Schwerpunkt in der Tragweite, Erklärungsmacht und Gültigkeit. Das Akzeptieren und auch die Ablehnung können von ethischen oder gar politischen Präferenzen abhängen.

Die Definition des Begriffs kann so stark ausarten, dass es bis zum Speziesismus geht oder er wird so eingeschränkt, dass er als klassischer Rassismus durchgeht. Ebenso kann der Rassismus so definiert sein, dass er gänzlich in Frage gestellt wird. Zu den Definitionsgegenständen zählen die Tatbestände, Prozesse und auch die praktischen Strukturen. Ebenso gehören die Theorien dazu, wie Denkmethoden, Konzepte und Ideologien.
Es gibt viele Historiker, Forscher, Politiker, Päpste, Autoren und andere Menschen, die den Begriff Rassismus auf andere Arten definieren. So sieht zum Beispiel der Historiker Patrick Girard den Rassismus eher als Rassismen. Memmi hingegen definiert den Rassismus als allgemeinen Mechanismus.

Wie man sieht wird die Definition des Rassismus immer spannend bleiben, da immer wieder neue Menschen ganz anders darüber denken und dies auch argumentieren.

Die Definition des Begriffes Rassismus ist sehr unterschiedlich. So ist auch die begriffliche Differenzierung von Person zu Person verschieden.

Der Rassismusforscher Étienne Balibar stellte zum Beispiel fest, dass es den invarianten Rassismus nicht gibt, sondern es sich eher um verschiedene mehrere Rassismen handelt. Diese sind ganz von den Situationen abhängig. Der Rassismus hat keine festen Grundsätze, sondern entsteht mit dem Moment einer Entwicklung. Diese wiederum hängt von den Möglichkeiten eines Menschen ab und an den historischen Umständen. Ebenso spielen die Kräfteverhältnisse in den Gesellschaftsformationen eine große Rolle.

 

Der Historiker Patrick Girard widmete sich im Jahre 1976 den differenzierten Rassismusbegriff. Er sah es so, dass Indianer, Schwarze und auch Juden die Opfer von verschiedenen Arten des Rassismus waren. Die Voraussetzungen bei den Opfern waren verschieden, ebenso die Epochen. Girard bestand darauf, dass man nicht von Rassismus sprechen sollte, sondern lieber von Rassismen.

Ähnlich sah dies auch der Soziologe Stuart Hall. Er war der Meinung, dass es viele Rassismen gab, jeder für sich war historisch spezifisch und auf verschiedene Art und Weise mit der Gesellschaft verknüpft. Der Rassismus als allgemeines Merkmal der Menschen wäre nicht vorhanden. Man müsse einfach die spezifischen Unterschiede genauer analysieren, um über konkrete gesellschaftliche Realität sprechen zu können. Daher sollte man den Begriff Rassismus vergessen und lieber über Rassismen sprechen.

Der Historiker George M. Fredrickson sah dies nicht anders. Er war der Meinung, dass es eine allgemeine Geschichte für den Rassismus gibt und ebenso eine Geschichte für Rassismen. Um das Phänomen zu verstehen, teilte er mit, muss man sich mehr damit befassen, um den spezifischen Kontext zu erkennen. So würde man die verschiedenen Formen und Funktionen verstehen und sie als Rassismen einstufen.

Auch die Soziologen Loíc Wacquant und Albert Memmi standen dafür ein, dass man auf den Rassismus als Begriff verzichten solle und andere Worte wie Heterophobie dafür verwendet werden sollten. Mit diesem Begriff, so die beiden Herren, solle die Anlehnung des anderen unter der Bezeichnung auf Unterschiede der Person in jeder Art, verstanden werden. Wenn man nicht auf den Begriff Rassismus verzichten wolle, sollte man diesen nur im biologischen Wortsinne verwenden.

 

Rassismusdefinition nach Albert Memmi

Bei Albert Memmi handelt es sich um einen Schriftsteller, der im Jahre 1920 in Tunis geboren wurde. Dieser Mann ist außerdem ein Soziologe, der über 20 Bücher zu den Themen Dekolonisation, Emigration, Entfremdung und Rassismus verfasst hat.

Für Albert Memmi ist der Rassismus die Bedeutung von der Hervorhebung der Unterschiede. Jemand hebt die Unterschiede des Opfers hervor und nutzt diese Wertung zu seinem Interesse. Der Rassismus so Memmi, enstehe erst durch die Verknüpfung.

Im Jahre 1964 wurde Albert Memmi in der Encyclopædia Universalis mit seiner Definition von Rassismus verewigt. Somit ist die Definition von Albert Memmi wohl auch die bekannteste überhaupt. Dort steht geschrieben, dass der Rassismus eine verallgemeinerte Wertung sei, die von den tatsächlichen oder fiktiven Unterschieden des Rassisten stamme und er diese zum Schaden seines Opfers macht und dies durch seine Richtlinien oder Aggressionen rechtfertigt.

Die Definition von Memmi beinhaltet gleich vier Punkte, die nachfolgend zu lesen sind. Dazu gehören die Differenz, die Wertung, die Verallgemeinerung und die Funktion.

 

Differenz

Der Rassismus hat eine Grundlage, die an der Betonung oder Durchführung von tatsächlichen oder fiktiven Unterschieden von dem Opfer und dem Rassisten, liegt. Memmi weist öfter darauf hin, dass der Unterschied von 2 Menschen oder auch 2 Gruppen, durch die rassistische Denk- und Handlungsweise erst wichtig wird. Albert Memmi ist sicher, dass es sich dabei um einen allgemeinen Mechanismus handelt, der nie nur auf einen Fakt beschränkt ist. So reicht die Ökonomie von Ausländern nicht für den Rassismus aus, ebenso nicht die Psychologie oder die Biologie. Rassisten haben immer verschiedene Gründe, warum sie ihre Opfer nicht ausstehen können.

So könnte man sehen, dass Albert Memmi es so meint, dass Rassisten zum Beispiel die Türken hassen, weil sie sich in dem eigenen Land breit machen und noch mit unseren Frauen flirten. Inder werden wegen ihres komischen Aussehens gehasst und dafür, dass sie sich denkwürdig kleiden. Araber hingegen werden verachtet, weil sie eine andere Religion haben und ihre Frauen nicht sehr gut behandeln. Es gibt also viele Unterschiede für den Rassismus und seiner Argumentation. Dennoch meint Albert Memmi, dass nicht der Unterschied den Rassismus ausmacht, sondern der Rassismus macht sich die Unterschiede zunutze. Ob es diese Unterschiede nun in der Realität gibt oder sich die Rassisten diesen nur ausmalen. Rassisten wollen hassen und wenn es keinen Grund bei ihren Opfern zu finden gibt, dann erfinden sie einfach einen oder gleich mehrere. Wenn ein Unterschied vorhanden ist, so Memmi, dann wird auch dieser zum Vorteil für den Rassisten ausgelegt.

 

Wertung

Die Wertung des Rassismus stammt von Albert Memmi, der sagen möchte, dass nur aus Aufzeigen von Unterschieden der Menschen oder Gruppen, noch lange nicht den Rassismus ausmachen. Der Rassismus liegt demnach nicht alleine an der Feststellung, dass jemand anders aussieht und eine andere Sprache spricht, sondern er entsteht erst dadurch, wie man diese Tatsache gegen eine andere Person verwendet. Somit steht der Rassismus für die Wertung.

Der Rassismus beginnt er dann, wenn der Unterschied von Menschen für das Opfer Nachteile mit sich bringt. Wirkt der Rassismus negativ, ob durch abwertende Worte oder gar Prügel, ist er erst von Bedeutung. Zeigt man nur die Unterschiede auf, so ist dies nur ein Werkzeug für etwas anderes. So sagt es Memmi und bezieht es auf die Infragestellung des Opfers.
So ergibt sich auch die Konsequenz, dass die Merkmale des anderen Menschen immer negativer Art sind. Das Opfer hat immer schlechte Merkmale, die des Rassisten hingegen sind gut. Es klingt zwar merkwürdig, aber der Rassist stellt sich als liebenswert da, weil nur seine Opfer verabscheuungswürdige Menschen sind. Mit Menschen aus fremden Ländern, mit fremden Sprachen und einem anderen Aussehen, befindet man sich also in einer Welt des Guten und Bösen, so Memmi.

 

Verallgemeinerung

Memmi hat für die Verallgemeinerung gleich zwei Auffassungen. So drückt sie sich als Entpersönlichung oder auch als Entindividualisierung aus, was nur eine Auffassung des Mannes ist. Die andere beschäftigt sich mit der Verewiglichung oder auch der Verabsolutierung. Da Albert Memmi zwei Auffassungen hat, spricht er auch von einer doppelten Verallgemeinerung.

 

Laut Memmi wird kein Prozess des Rassismus je beendet sein, denn die Beschuldigungen gegen ein Opfer, richten sich nicht nur gegen einen Menschen, sondern gleich gegen alle Personen dieser Kultur. Somit sind alle Menschen aus einem Land von der Beschuldigung betroffen. So hat der Rassist nicht ein Individuum vor sich, sondern er betrachtet es gleich als Mitglied einer großen Gruppe. So hat das momentane Opfer das Pech, von dem Rassisten entindividualisiert zu werden. Außerdem verdienen es alle Menschen dieser Kultur, dass man sie mit Worten oder auch Taten angreift. Durch die Entindividualisierung verliert das Opfer die eigenen persönlichen und menschlichen Rechte und dazu noch die eigene Würde.

Die andere Auffassung der Verallgemeinerung von Memmi beläuft sich auf die zeitliche Unbegrenztheit der Opfer von Rassisten. Der Ankläger drückt seinem Opfer einen Stempel auf, der endgültig ist. Somit ist das Opfer und alle anderen Mitglieder einer Kultur mit einem Makel versehen worden, der für immer anhält. Laut Memmi sind die Opfer nicht nur einmalig böse, sondern für immer. Die Guten sind dafür auch für ein ganzes Leben lang gut.
Rassismusdefinition nach Robert Miles

Robert Miles wurde 1950 in Dover geboren. Er ist ein Soziologe und auch ein Politikwissenschafter, dessen Schwerpunkt bei der Rassismusforschung liegt. Er hat ein eigenes Buch herausgebracht, mit dem Namen Racism, dieses stammt von 1989. Dieser Mann versteht unter Rassismus den Prozess der Konstruktion von Bedeutungen, die den Menschen entweder genetisch bedingt oder auch phänotypisch bedingt, zugeschrieben werden. So entsteht ein System der Kategorien, in die Menschen betroffene Personen einordnen. Natürlich werden durch den Rassismus die Menschen negativ bewertet. Dies steht für den ideologischen Aspekt des Rassismus. Gleichzeitig wird der Rassismus in seine klassische Variante eingeschränkt, weil er so definiert wird.